Anleitung zur (selbstkritischen) Betrachtung deiner eigenen Fotos
Wenn du selber Fotografierst, denkst du wahrscheinlich öfter mal drüber nach, ob deine Bilder „gut genug“ sind. Eines der Probleme dabei: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Das heißt, zwei Menschen können sich das selbe Foto anschauen und komplett unterschiedlicher Meinung sein!
Eines der Hauptmotive, wenn wir selbst fotografieren, sind meistens Dinge, Menschen, oder Situationen, die uns gefallen oder berühren, und die wir deshalb für immer festhalten, konservieren, möchtest. Damit wir uns anhand der Bilder später einmal zurückerinnern können.
Mir geht es zum Beispiel so, wenn ich unser Familienleben dokumentiere. Dann möchte ich die schönen Momente oder coolen Situationen festhalten. Für mich, aber vor allem auch für meine Kinder. Damit sie einmal ihren Kindern zeigen können, was sie selber so erlebt haben. Und ja, mein Ziel ist es natürlich, nicht nur zu dokumentieren, sondern und vor allem auch, „schöne“ Fotos davon zu machen. Das ist der Anspruch, den ich als Fotograf an mich selber stelle. Weil ich auch Fotos machen will, die einen gewissen künstlerischen Wert haben.
Der Wert eines Fotos ergibt sich meiner Meinung nach immer aus zwei Komponenten, die wir genauer Betrachten können.
Dem subjektiven oder dokumentarischen Wert
und dem objektiven, dem künstlerisch-ästhetischen Wert.
Ein Beispiel, um das besser zu erklären:
Es gibt Ereignisse im Leben, die wir als wichtig einstufen, an die wir uns gerne zurückerinnern wollen. Unsere Hochzeit, die ersten Schritte der Kinder, die Kinder in ihren verschiedenen Lebensabschnitten, Familienurlaube oder -feste, oder einfach nur gemütliches Beisammensein mit Freunden. Wenn wir davon Fotos haben, dann haben diese einen besonderen emotionalen Wert für uns. Egal ob das jetzt ästhetisch gesehen gute Fotos sind oder nicht, einfach nur deshalb, weil ein für uns besonderer Moment dokumentiert ist. Also rein subjektiv. Ein Foto meiner Tochter beim Spielen im Garten ist für mich persönlich viel Wert – für die meisten anderen Menschen aber eher nicht.
Dann gibt es Fotos, die einfach nur „schön“ sind. Es macht uns einfach Freude, diese zu betrachten, weil die Bildkomposition stimmt, oder uns die Farben gefallen. Weil wir irgendetwas fühlen, wenn wir das Foto betrachten. Unabhängig vom Motiv. Diese Bilder gefallen uns, nicht weil wir eine Beziehung zum Motiv haben, sonder weil sie ästhetisch schön sind. Das sind dann Bilder, die wir uns eventuell sogar zu Hause aufhängen, weil sie uns gefallen – obwohl wir vielleicht gar keinen persönlichen Bezug zum Motiv haben.
Oft haben Bilder einen hohen dokumentarischen, aber nur wenig ästhetischen Wert. Oder umgekehrt.
Und dann gibt es aber noch diese Fotos, die beides besitzen:
Die einerseits eine Geschichte erzählen, die ein für uns besonderes Ereignis dokumentieren, oder die einen Menschen zeigen, der uns etwas bedeutet. Und die andererseits „schöne“ Fotos sind. Die wir uns immer und immer wieder anschauen wollen. Die uns so gefallen, dass wir sie herzeigen und teilen wollen.
Das ist es, was ich mit meinen Fotos kreieren will – und zwar für mich privat wie auch für meine Kund*innen. Bilder, die einen besonderen Moment im Leben zeigen – und die so schön sind, dass ich sie aufhängen möchte. Deshalb arbeite ich mein halbes Leben daran, meine fotografischen Fertigkeiten immer weiter zu verbessern. So geht’s natürlich nicht nur mir, sondern vielen Fotograf*innen da draußen, die einen gewissen Anspruch an ihre Arbeit stellen …
Außerdem wichtig für Fotos – die technische Qualität:
Ich finde, dass Fotos neben dem subjektiv/objektivem Wert noch nach der technischen Qualität betrachtet werden können. Also: ist die Aufnahme so gut gemacht, dass ich sie zum Beispiel ohne weiteres auch größer Drucken lassen könnte, oder reicht die Qualität dazu nicht aus? – Für mich persönlich ist ein Foto erst dann wirklich „fertig“, wenn es in gedruckter Form vorliegt – einfach, weil ich überzeugt bin, dass unsere Millionen von digitalen Fotos langfristig auf irgendwelchen Festplatten oder Cloudservern verstauben, aber nur die, die wir ausgedruckt haben, uns auch noch in vielen, vielen Jahren Freude bereiten können. Deshalb ist es mir auch wichtig, dass meine Fotos technisch so gut sind, dass ich sie mindestens auf A4 drucken kann, ohne dass mir dabei schlecht wird (was bei vielen meiner eigenen Handyfotos der Fall wäre, weil sie einfach viel zu stark rauschen)
Die Qualität, finde ich, sollte bei der Bildbetrachtung aber immer erst als zweites bewertet werden. Weil ein schönes Foto ist ein schönes Foto, auch wenn ich es nicht groß ausarbeiten kann, weil halt irgendwas nicht passt. Und wenn ich technisch perfekte Fotos habe, die ich mir aber nicht anschauen will, weil weder subjektiver noch objektiver Wert da sind, dann habe ich auch nichts davon. Oder, um es mit Ansel Adams Worten zu sagen:
„Es gibt nichts Schlimmeres als ein brilliantes Bild eines schlechten Konzepts.“
Wie können wir jetzt den Wert unserer Bilder bestimmen? Hier sind drei Möglichkeiten dazu:
Selbstkritik – der erste Schritt zu besseren Fotos
Wenn du jetzt selber fotografierst und für dich einschätzen möchtest, ob deine Fotos gut sind, mach diesen kleinen Selbsttest. Schau dir deine Fotos an und versuche folgende Fragen zu beantworten.
Erinnere ich mich, was ich mit diesem Foto festhalten wollte?
Kann ich mir dieses Foto zwei Sekunden lang anschauen, ohne dass ich weiterscrollen will? – Also: macht es Spaß, dieses Foto zu betrachten?
Würde ich mir dieses Foto im Wohnzimmer (oder Schlafzimmer) aufhängen?
Würde ich dieses Foto im Verwandten-/Bekanntenkreis herzeigen?
Die Fragen, die du dir selber stellen kannst, wenn du deine Bilder betrachtest – damit erkennst du auf alle Fälle mal den subjektiven Wert deiner Fotos, lernst aber auch mit der Zeit, deine Bilder nach objektiven Kriterien zu bewerten (also ob sie ästhetisch schön sind) Jetzt kannst du selber entscheiden, ab wann für dich deine Bilder subjektiv betrachtet gut sind – ich würde für mich sagen: wenn ich drei der obigen Fragen mit JA beantworten kann, dann stimmt schon was (manche Bilder, die ich mache, möchte ich zB gar nicht herzeigen 😉
Fremdkritik: kann wehtun, hilft aber noch mehr
Du möchtest noch einen Schritt weiter gehen und wissen, ob deine Bilder auch objektiv gut sind, also einen gewissen künstlerischen Wert haben und technisch gut sind? Dann zeig die Bilder jemand anderem, vielleicht sogar jemandem, der sich selber mit Fotografie beschäftigt … und lass dir folgende Fragen beantworten. Wenn du mindestens drei ehrliche JAs erhältst, bist du schon auf dem richtigen Weg.
Ist das Hauptmotiv bzw die Story zu erkennen? Also ist klar ersichtlich, worum es auf diesem Foto geht?
Macht es Spaß, sich dieses Foto anzuschauen? Also stimmt die Bildkomposition? Sind keine störenden Nebenmotive sichtbar, die den Blick ablenken?
Reicht die Qualität der Aufnahme für einen 20×30 Druck aus?
Würdest DU dir dieses Foto zu Hause aufhängen? (Bonuspunkt)
Würdest DU €500 für diese Foto bezahlen? (Bonuspunkt für angehende Künstler)
Der Vorteil, seine Bilder jemand anderem zu zeigen, ist folgender. Durch die emotionale Distanz zum Motiv können andere Personen deine Bilder mehr oder weniger vorurteilsfrei anschauen und bewerten. Und du kannst das Feedback als Anreiz hernehmen, dich fotografisch weiter zu verbessern.
Professionelle Bildkritik: ehrlich und nachhaltig
Das Problem, sich Kritik von Bekannten zu holen, ist manchmal, dass sie sich entweder nicht trauen, ihre ehrliche Meinung zu sagen, weil sie dich nicht verletzen wollen. Oder, dass sie selber kein großes Ästhetisches Feingefühl haben. Und zu jedem Foto sagen, dass es schön ist. Du möchtest deine Fotografie nachhaltig verbessern? Und das so schnell wie möglich? Dann überlege dir, eine professionelle Bildkritik zu buchen. Dabei schaut sich ein professioneller Fotograf deine Fotos an, und sagt dir genau, wo du gerade stehst. Und was die nächsten Schritte sind, die du angehen kannst, um deine Fotos zu verbessern. Das kann natürlich wehtun. Führt aber zur schnellsten Verbesserung.
War dieser Artikel für dich hilfreich? Hast du selber schon Erfahrungen mit Fotokritik gemacht? Erzähl es mir!
Alles liebe, Konstantin.
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